Hexenflug

Hexen können auf einem Besen reiten. So kennen wir es aus Filmen und Büchern. Bekanntestes Beispiel ist wohl für alle die Hexe Bibi Blocksberg und ihr Besen Kartoffelbrei. Doch konnten Hexen wirklich auf einem Besen reiten?

Hexen, die auf ihren Besen durch die Lüfte reiten
Hexen reiten munter durch die nächtlichen Lüfte. Eine der Hexen hat hinter sich ein Kind sitzen.
„Hexenritt. Nach einer Originalzeichnung von G. Spangenberg.“ aus Bildersaal deutscher Geschichte : zwei Jahrtausende deutschen Lebens in Bild und Wort. – Stuttgart [u.a.], 1890. – Bd. 1. – S. 127

Der Hexenflug

Mit Hexenflug ist allgemein das Reiten auf einem Besen gemeint. Zumindest versteht man das heute darunter. Im Mittelalter aber ging dieser Gedanke noch ein ganzes Stück weiter. Es ist nicht genau belegt woher dieser Glaube tatsächlich kommt. Es gibt verschiedene Ansätze.

So gibt es zum einen die Ansicht, dass dieser Gedanke vom Wort „Hexe“ abstammt. Das Wort „Hexe“ bedeutet nach Ansichten einiger so etwas wie „Auf einem Zaun sitzender, stolzierender oder hüpfender Geist“. Daher die Ableitung, dass eine Hexe auf den einzelnen Latten eines Zauns geritten und dementsprechend, abweichend, auch geritten ist.

Eine andere Ansicht beruft sich auf die antiken Strigen. Dies waren dämonische Wesen, die sich in Wesen verwandelten, die einer Eule glichen. Es hieß, dass sie durch die Luft flogen und nach Kinder suchten, denen sie das Blut aussaugen konnten. Eine erweitere Version dieser Vorstellung besagt außerdem, dass die Hexen damit ihre Möbel und andere Gegenstände einrieben.

Aber es gibt auch noch eine dritte Ansicht. Diese besagt, dass eine Gruppe von Frauen, Hexen, nächtlich umher flogen, um den Göttinnen Perchta und Holde zu dienen. Perchta war bekannt dafür, dass sie Faulheit bestrafte und Fleiß und Hilfsbereitschaft belohnte. Holde, so sagen Wissenschaftler, wird mit Frau Holle identifiziert. Diese ist vorrangig mit der Natur verbunden und gilt als Herrscherin über die Schätze dieser. Es heißt, dass sie gutherzig und mütterlich war; dies aber bevorzugt zu Frauen und Mädchen.

Zu allen Ansichten kann man Parallelen ziehen. So ist in der ersten Theorie die Wortbedeutung als Grundlage nicht von der Hand zu weisen. In der zweiten Theorie haben wir wieder die allgemein verbreitete Ansicht, dass Hexen und Eulen eng miteinander verbunden sind. Bei der dritten Theorie gibt es zum einen die Parallelen zur Natur und zum andere der Dienst an Göttinnen. So spielt z. B. die griechische Göttin Hekate eine wichtige Rolle in der Hexenwelt. Sie gilt als Wächterin der Tore, die die verschiedenen Welten verbinden. Das Christentum nutzte dies für seine Argumentation. Durch ihre Nähe zur Unterwelt, konnte Hekate leicht mit dem Teufel persönlich in Kontakt treten. So galt sie als Mittlerin zwischen ihm und den Hexen. Alle Theorien klingen plausibel, doch keine ist wirklich belegt. Es gibt zwar zahlreiche Augenzeugen für Hexenflüge im Mittelalter, doch Beweise dafür gibt es keinen einzigen.

Fakt ist, dass man Hexen schon damals und auch heute noch mit Fliegen in Verbindung bringt. Im Mittelalter gab es noch mehrere verschiedene Objekte, die als mögliche Flugobjekte galten. So glaubte man, dass Hexen auf Zäunen, Möbeln (besonders Stühlen), Ästen und sogar Tieren (oft auch Dämonen in Tiergestalten) reiten und fliegen konnten. Erst in der Neuzeit, mit Fortschreiten der Hexenverfolgung, setzte sich der Besen, als typisches Flugobjekt, durch.

Quellen:

  • Wolfgang Behringer: Hexenflug. In: Abheben! 1000 Träume vom Fliegen. Begleitbuch zur Ausstellung im art kite museum Detmold vom 30. April bis 19. September 2004. Inga Hagen (Hrsg.). Detmold 2004. S. 167.
  • Ruhl, Martina: Das Phänomen der Hexenverfolgung: verdeutlicht am Fall der Barbara C. aus Friedberg, Lit Verlag, Münster 1990, S. 18
  • Behringer, Wolfgang: Hexen und Hexenprozesse in Deutschland, Deutscher Taschenbuch-Verlag (dtv), München 2006, S. 19 – 24

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